Abwärme richtig nutzen– ein Effizienzfaktor mit großem Potenzial
Die Rückgewinnung und Nutzung von Abwärme gehört zu den wirksamsten Maßnahmen, um Energieverbräuche dauerhaft zu senken.
Laut dem DIN-Normenausschuss Grundlagen des Umweltschutzes (NAGUS), Arbeitsausschuss NA 172-00-09 AA „Energieeffizienz und Energiemanagement“, kann die Nutzung von Abwärme nach der ISO 50001:2018 direkt zur Verbesserung der energiebezogenen Leistung beitragen (Bestimmung und Darstellung der Verbesserung der energiebezogenen Leistung nach ISO 50001:2018, Version 5, Stand 12.01.2024).
Ob intern oder extern –entscheidend ist, dass die Energieeffizienz steigt oder der Energieeinsatz sinkt.
Interne Abwärmenutzung– Effizienzsteigerung im eigenen Prozess
Wenn Abwärme innerhalb einer Organisation zurückgewonnen und wiederverwendet wird, verbessert sich die Energieeffizienz unmittelbar.
Beispiele dafür sind:
-Nutzung von Prozessabwärme zur Gebäudeheizung,
-Vorwärmung von Luft, Wasser oder Materialien,
-Wärmerückgewinnung in Lüftungsanlagen.
In allen Fällen sinkt der Energieinput bei gleichem Output oder der Output steigt bei gleichem Energieeinsatz – ein klarer Nachweis für eine Verbesserung der energiebezogenen Leistung nach ISO 50001.
Diese Maßnahmen können im Energiemanagementsystem (EnMS) als Effizienzprojekte dokumentiert und über geeignete Energieleistungskennzahlen (EnPIs) überprüft werden.
Externe Abwärmenutzung– Zusammenarbeit mit Mehrwert
Abwärme kann auch über die eigenen Unternehmensgrenzen hinaus genutzt werden. Dabei unterscheidet die ISO-Auslegung zwei Perspektiven:
Unternehmen A: Abgebender Abwärme
Unternehmen A gewinnt Abwärme zurück und liefert sie an einen externen Partner.
Diese abgegebene Energie gilt als nützlicher Output, weil sie bei einem anderen Unternehmen fossile oder elektrische Energieersetzt.
In der Bilanz darf die in Unternehmen B substituierte Energiemenge vom eigenen Energieeinsatz abgezogen werden.
Ergebnis: Die Energieeffizienz von Unternehmen A verbessert sich messbar, da die gleiche Leistung mit geringerem bilanziellen Energieverbrauch erreicht wird.
Unternehmen B:Empfänger und Nutzer der Abwärme
Unternehmen B bezieht die Abwärme als Energieinput.
Ein bloßer Wechsel des Energieträgers (z. B. von Gasauf Abwärme) gilt jedoch nicht automatisch als Effizienzverbesserung.
Eine Verbesserung liegt dann vor, wenn durch die Nutzung der Abwärme eigene Umwandlungsverluste entfallen – etwa durch den Wegfall einer internen Wärmeerzeugung.
Damit ist sichergestellt, dass Einsparungen nicht doppelt gezählt werden, sondern nur bei dem Unternehmen, das die tatsächliche Substitution realisiert.
Diffuse Energien clever nutzen
Abwärme zählt zu den sogenannten diffusen Energieformen – ebenso wie Umweltwärme oder Sonnenstrahlung.
Mit Hilfe von Wärmepumpen oder Rückgewinnungssystemen können diese Energien nutzbar gemacht werden.
Wenn dadurch der Energieverbrauch sinkt oder die Effizienz steigt, wird auch dies als Verbesserung der energiebezogenen Leistung anerkannt.
Fazit
Abwärme ist kein Abfall, sondern ein wertvoller Energieträger.
-Innerhalb des Unternehmens führt ihre Nutzung direkt zu einem geringeren Energiebedarf und besseren Energieleistungskennzahlen.
-Zwischen Unternehmen kann sie für den Abgeber eine messbare Effizienzsteigerung bedeuten – und für den Empfänger, unter bestimmten Bedingungen, ebenfalls eine Verbesserung der energiebezogenen Leistung.
Damit zeigt die ISO50001: Wer Abwärme gezielt nutzt, steigert nicht nur die Energieeffizienz, sondern leistet auch einen aktiven Beitrag zur Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit.